Carsten Wawer

Geschäftsführer SQUIRREL & NUTS digital

Digitale Lösungen für gesellschaftliche Akteure

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AI-Evangelist

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Die Auswirkungen von “Google Zero” auf Politik, Gesellschaft und das Internet

31. August 2024 Politik & das Netz
Die Auswirkungen von “Google Zero” auf Politik, Gesellschaft und das Internet

Der Begriff “Google Zero” beschreibt eine entscheidende Veränderung in der Funktionsweise von Google und seiner Suchmaschine, die erhebliche Auswirkungen auf die Medienlandschaft, die Wirtschaft und die Politik hat. Um zu verstehen, wie diese Veränderungen sich auf verschiedene Bereiche auswirken, ist es wichtig, die zugrunde liegenden technischen Details und Mechanismen zu durchleuchten, die auch für Nicht-Techniker nachvollziehbar sind.

Wie funktioniert Google Search und warum ist es so wichtig?

Google Search ist die bekannteste Suchmaschine der Welt. Sie hilft Nutzern, im Internet Informationen zu finden, indem sie Links zu Webseiten anzeigt, die am besten zu den eingegebenen Suchbegriffen passen. Die meisten Menschen nutzen Google, um Informationen, Produkte, Dienstleistungen oder Nachrichten zu finden. Aber was passiert technisch, wenn Sie eine Suchanfrage eingeben?

  1. Web Crawling und Indexierung: Google hat automatisierte Programme, sogenannte “Crawler”, die das Internet durchsuchen. Diese Programme besuchen jede Webseite, lesen deren Inhalt und speichern eine Kopie dieser Inhalte in einem riesigen Index. Dieser Index ist wie ein gigantisches digitales Bücherregal, in dem alle Webseiten nach Themen und Relevanz sortiert sind.
  2. Suchalgorithmen: Wenn Sie eine Suchanfrage bei Google eingeben, durchsucht Google diesen Index und nutzt komplexe Algorithmen, um die relevantesten Ergebnisse für Sie auszuwählen. Diese Algorithmen bewerten Webseiten nach verschiedenen Kriterien, wie der Relevanz des Inhalts, der Qualität der Webseite, der Nutzung von Schlüsselwörtern und vielen weiteren Faktoren.
  3. Ranking und Anzeige: Die Webseiten, die Google als am relevantesten einstuft, werden dann in einer Rangliste angezeigt – das ist die Liste von Links, die Sie als Suchergebnisse sehen. Webseiten, die auf den ersten Plätzen stehen, erhalten den meisten Traffic, also die meisten Besucher, weil Nutzer selten auf die zweite oder dritte Seite der Suchergebnisse klicken.

Was ist “Google Zero” und wie verändert es das Internet?

“Google Zero” beschreibt eine Situation, in der Google seine Suchmaschine so verändert, dass immer weniger Traffic, also Besucher, von Google auf andere Webseiten weitergeleitet wird. Stattdessen hält Google die Nutzer innerhalb seines eigenen Ökosystems. Aber wie genau passiert das?

  1. Featured Snippets und Knowledge Panels: In den letzten Jahren hat Google begonnen, bestimmte Suchanfragen direkt auf der Ergebnisseite zu beantworten, ohne dass Nutzer auf einen externen Link klicken müssen. Diese Antworten erscheinen oft in einem sogenannten “Featured Snippet” oder einem “Knowledge Panel” – das sind kleine Boxen, die Informationen direkt auf der Google-Seite anzeigen. Zum Beispiel, wenn Sie nach “Wetter heute” suchen, zeigt Google direkt das aktuelle Wetter an, ohne dass Sie eine Wetter-Webseite besuchen müssen.
  2. Google-eigene Dienste: Google hat viele eigene Dienste entwickelt, die direkt in die Suchmaschine integriert sind, wie Google Maps, Google Shopping und Google Flights. Wenn Sie nach einem Restaurant suchen, zeigt Google nicht nur Links zu Restaurant-Webseiten, sondern auch Bewertungen, Öffnungszeiten und eine Karte – alles innerhalb von Google selbst.
  3. AI-basierte Antworten: Mit der Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) hat Google begonnen, noch intelligentere und detailliertere Antworten auf komplexe Fragen direkt in der Suchmaschine zu liefern. Diese Antworten stammen oft aus den Daten, die Google selbst gesammelt hat, oder aus anderen Quellen, die Google priorisiert, sodass Nutzer nicht mehr auf externe Webseiten zugreifen müssen.

Technische Auswirkungen auf kleine und mittelgroße Webseiten

Für viele kleinere und mittelgroße Webseiten war Google lange Zeit eine wichtige Quelle für Besucher. Diese Webseiten haben sich darauf verlassen, dass Google sie in den Suchergebnissen anzeigt und so Nutzer auf ihre Inhalte leitet. Mit “Google Zero” ändern sich jedoch die Spielregeln:

  1. Weniger Traffic: Da Google mehr Informationen direkt in der Suche anzeigt, erhalten externe Webseiten weniger Klicks. Weniger Klicks bedeuten weniger Besucher, was wiederum bedeutet, dass diese Webseiten weniger Einnahmen durch Werbung oder Verkäufe generieren.
  2. Wachsende Abhängigkeit von Google: Wenn Google entscheidet, welche Webseiten es anzeigt und welche nicht, steigt die Abhängigkeit der Webseitenbetreiber von Google. Webseiten müssen sich an Googles Regeln und Algorithmen anpassen, um überhaupt noch sichtbar zu sein.
  3. SEO und Spam: Viele Webseitenbetreiber versuchen, durch Suchmaschinenoptimierung (SEO) ihre Seiten in den Suchergebnissen höher zu platzieren. Doch die Konkurrenz ist groß, und es gibt auch Akteure, die durch Tricks und Spam-Techniken versuchen, das System zu manipulieren. Google reagiert darauf, indem es seine Algorithmen ständig anpasst, was oft dazu führt, dass kleinere Webseiten, die sich korrekt verhalten, ebenfalls abgestraft werden und an Sichtbarkeit verlieren.

Gesellschaftliche und politische Implikationen

Die technischen Veränderungen, die “Google Zero” mit sich bringt, haben weitreichende gesellschaftliche und politische Konsequenzen:

  1. Verlust von Vielfalt: Wenn nur noch die größten Webseiten oder Googles eigene Dienste in den Suchergebnissen erscheinen, könnte das zu einer Monopolisierung der Informationen führen. Kleinere Webseiten, die spezialisierte oder alternative Informationen anbieten, könnten aus dem öffentlichen Blickfeld verschwinden.
  2. Medienkonzentration: Bereits jetzt sehen wir eine Konzentration der Medienlandschaft, bei der große Konzerne dominieren. “Google Zero” könnte diesen Trend verstärken, da nur die größten Medienhäuser genug Ressourcen haben, um sich den veränderten Bedingungen anzupassen und weiterhin sichtbar zu bleiben.
  3. Notwendigkeit regulatorischer Maßnahmen: Regierungen könnten gezwungen sein, einzugreifen, um die Macht von Google und anderen großen Technologieunternehmen zu beschränken. Dies könnte durch strengere Kartellgesetze, die Einführung von Transparenzpflichten für Algorithmen oder durch die Förderung alternativer Suchmaschinen geschehen.
  4. Förderung digitaler Souveränität: Es wird zunehmend wichtig, dass Länder und Gemeinschaften ihre digitale Souveränität zurückgewinnen. Das bedeutet, weniger abhängig von großen Plattformen wie Google zu sein und stattdessen lokale oder dezentralisierte Alternativen zu fördern.

Fazit

“Google Zero” markiert einen Wendepunkt im digitalen Zeitalter, der tiefgreifende technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen nach sich zieht. Während Google sein eigenes Ökosystem stärkt, müssen Politik, Gesellschaft und Wirtschaft kreative Wege finden, um die Unabhängigkeit und Vielfalt des Internets zu bewahren. Dies erfordert ein tiefes Verständnis der technischen Mechanismen, die hinter diesen Veränderungen stehen, sowie eine starke politische und gesellschaftliche Reaktion, um eine nachhaltige und gerechte digitale Zukunft zu gestalten.

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1 Comment
  • Steffen Voß 7:15 1. September 2024 Antworten

    Die Transparenzpflicht steht schon im MStV. Hast Du Dir die gut auffindbaren Transparenzhinweise bei den großen Intermediäre mal angeschaut?

    Ich denke, wir müssen Medienvielfalt nicht nur für den Zugang festschreiben, sondern auch für die Distribution. Warum schreibt der MStV den Medienplattformen wie Zattoo und MagentaTV vor, dass bestimmt Medien gut zu finden sein müssen und die wirklich großen Plattformen sind davon ausgenommen? Warum muss der For-You-Feed nicht auch mal Videos der Tagesschau anzeigen? Oder von Spiegel Online?

    Im übrigen bin ich der Meinung, dass die Monopole zerschlagen werden müssen.

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